Austria Salzburg - Schwarz-Weiss Bregenz
Es war der 29.5.2005. Der bis dahin wohl heißeste Tag der Jahres, Backofentemperaturen, und zugleich das letzte Bundesligaspiel von beiden Klubs. Damals machten sich ganze 4 Bregenzer auf zum Auswärtsspiel in die Mozartstadt. Zu Ihnen gesellten sich lediglich ein paar unbekannte Jugendliche aus Freilassing. So waren dann knapp 10 Leute im, für das Rapid Heimspiel zuvor noch immer vergrößerten, Gästesektor. Das Spiel passte sich den Temperaturen an. Der 2:1 Ehrentreffer nach einem Freistossabpraller von Markus Krautberger(der später auch noch in der Regionalliga ein paar Spiele für uns machen sollte) brachte noch einen letzten Torjubel inkl. einer netten, intimen Party. Als mit dem Schlusspfiff die für Ihre Farben und Ihre Tradition protestierenden Salzburger das Feld stürmten sagte man mit Wehmut der Bundesliga auf Wiedersehn, und stand die nächsten Monate ohne Verein da.
Knapp 6 Jahre sind seitdem vergangen. Nach Neustart und anfänglicher totaler(aber um die überlebensnotwendigen Sponsoren zu finden und die Jugendmannschaften, die 70% unserer ersten Mannschaft stellten, weiter halten zu können, notwendiger)offizieller Abgrenzung vom Vorgängerverein spielen wir wieder in unseren traditionsreichen Farben und auch die Unbenennung ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Salzburger Austria, nach einem halben Jahr in Spielgemeinschaft mit dem PSV in der untersten Salzburger Liga eingestiegen, mischte das gesamte Unterhaus im zentralösterreichischen Bundesland auf und so kam es in der Rückrunde auch wieder zu einem Auswärtsspiel gegen die Violetten.
Die Vorzeichen standen allerdings Fantechnisch nicht allzu gut. So richtig mobilisieren konnte man nicht. Allerdings sieht man langsam der Realität Regionalliga in die Augen. Auch zu Bundesligazeiten waren wir nie in Massen auswärts vertreten(Nach dem Aufstieg ein Jahr nach der Lustenauer Austria kannte der normale vorarlberger Erfolgsfan schon einige Auswärtsstadien), der kleine harte Kern festigte sich jedoch. Speziell in Salzburg stellte man den ein oder anderen guten Auswärtsmob mit entsprechendem Support. Für Regionalligaverhältnisse war auch der Mob an diesem Tag nicht schlecht. Nur sich der Realität zu stellen, auch zu größeren Spielen nicht mehr alle alten Bundesligamitfahrer motivieren zu können, ist nicht einfach, aber für eine Weiterentwicklung der Szene unabdinglich. "Wenige aber geil" war schon in der Bundesliga das Motto, jetzt gilt es das ganze wieder in der Regionalliga auszuleben. Dieses "Abenteuer", solange es noch anhalten wird, auszukosten, bevor man im Profi-Alltag wieder 4 mal pro Saison gegen den gleichen Gegner spielt. Choreotechnisch und vom Liederrepertoire her sind wir auf einem sehr guten Niveau. Wenn jetzt noch die Anzahl der Supportwilligen nicht so schwankend wäre und die Zahl der Allesfahrer steigt muss man sich um die Zukunft unserer Kurve keine Sorgen machen.
So machte sich zum fantechnisch wohl bedeutensten Spiel der letzten 6 Jahre ein halb voller Bus aus Bregenz auf nach Salzburg. Verstärkt von der Sektion Wien, Gästen aus Pasching und einigen Studenten stellte man dann etwa 25 Auswärtsfahrer (Extra Grüße gehen an einen Hopper aus Statzendorf). Ab der Raststätte Walserberg von 4 zivilen Autos begleitet ging es über einen großen Umweg nach Maxglan. Ingesamt war die Staatsmacht mit etwa 35 Beamten im Einsatz (zusätzlich bei der Rückfahrt ca 8 zivile Beamte aus Rosenheim, die uns bis München begleiteten). Positioniert wurde man, im Gegensatz zu Luschi Grün, allerdings direkt hinter dem Zaun am Trainingsplatz. In dieser Angelenheit ließen sich die Salzburger Behörden ebenso wenig zur Vernunft bringen, wie bei den 30 zusätzlichen Ordnern, die die Austria für dieses Spiel stellen musste. Die vereins- und offensichtlich auch kurveneigenen Ordner waren allerdings sehr entgegenkommend. Es wäre wünschenswert, wenn auch die Behörden und Medien statt Panikmache und Gefängnisatmosphäre den Fans entgegenkommen. Wann diese Vernunft allerdings in den Redaktionen und Amtsstuben ankommt bleibt eine offene Frage.
Vor dem Spiel sorgte ein Blick in die violette Stadionzeitung noch für ein schmunzeln, sagte doch unser Trainer im Interview: "Wir wissen das es bei der Austria besonders schwer ist, neben unserem (Anm. den Fans des SC Bregenz) Anhang hat die Salzburger Austria die besten Fans in der Regionalliga, aber wir kommen nicht mit weißen Fahnen und lassen die Punkte freiwillig in Salzburg". Da wollte man den Trainer natürlich in seiner Aussage bestätigen ;) Zaunfahnen und Choreo wurden vorbereitet. Kurz vor dem Einlauf gab es hinter der Fahne mit der Aufschrift "Schwarz + Weiss" kleine passende Fähnchen zu sehen. Zum Einlauf dann Zentral ein "=" Zeichen und ein Herz aus Pappe und statt den kleinen Fahnen Schwenker in Schwarz bzw. Weiss mit Herzen. Ergab trotz starkem Gegenwind und nicht idealem Platz doch ein sehr nettes Bild.
Danach gab man sich alle Mühe sich lautstark bemerkbar zu machen, aber wohl nur die aufmerksamsten Lauscher in der Salzburger Heimkurve werden uns wirklich vernommen haben, auch wenn wir für die Anzahl, traditionellerweise, eine nette Lautstärke erreicht haben und man durchgehend in Bewegung war.
Das Spiel begann und obwohl im Kader, spielte der auf dem Papier einzige fitte Stürmer Buri Yilmaz nicht von Anfang an. Die Austria drückte auch ziemlich und nur selten fanden wir den Weg in den gegnerischen Strafraum. Dazu eine sehr ruppig geführte Partie von Salzburger Seite. Immer wieder harte Zweikämpfe, auch unsere Abwehr wusste sich das ein oder andere mal nicht anders zu helfen als mit einem Foul. So auch, als der Schiedsrichter nach knapp 20 Minuten Freistoss an der Strafraumecke direkt vor unserem Sektor pfiff. Ex Bundesligaspieler und Neuerwerbung Sonko Pa legte sich den Ball zurecht und schoss ihn über Predi direkt ins Kreuzeck.
Nach ca 10 Sekunden setzte aber bei uns im Sektor die Trotzreaktion ein, "5 zu 1" Sprechgesänge begleiteten unser Team zum erneuten Anstoss, es schien aber eher die Heimmannschaft zu errinern wofür man sich an diesem Tag revanchieren wollte. Gerade mal eine Minute nach dem 1:0 gab es Chaos im Strafraum. Bevor unsere Nummer 1 den Ball aufnehmen kann wird er im 5er quer gespielt und ein völlig freier Salzburger schiebt den Ball zum 2:0 ein. Jetzt wurde dann erstmals auch im Gästesektor kurz inne gehalten und tief Luft geholt, während die violette Party in vollem Gange war.
Doch am Einsatz der Mannschaft lag es nicht, sie spielten weiter und kamen zu ersten guten Möglichkeiten. Pekala war es zuerst an der Strafraumgrenze, der den Ball knapp flach am langen Eck vorbeisetzte, bevor er nach einem Eckball komplett freistehend den Ball vom 5er über die Latte schoss. Dies hätte dem Spiel noch eine Wende geben können, doch nach der Pause spielte es die Austria souverän runter. Richtig gefährlich wurden wir nur durch Standards, die wenigen Unaufmerksamkeiten der Gastgeber und schnellen Gegenstöße unsererseits wurden teilweise leichtfertig vergeben.
Stimmungsmäßig passte man sich dem Spiel mehr oder weniger an. Aber weitergesungen wurde pausenlos, wenn auch zeitweise von recht wenigen. Bewegung war da, die letzten 15 Minuten noch ein Dauergesang. Die Curva Viola zeigte in HZ 2 auch für Ihre Verhältnisse einen überdurchschnittlich guten Auftritt. Die für den "Ordnerwahn" Protest zu Spielbeginn mitgebrachten Warnwesten wurden gut eingesetzt. Und nach der Schützei Einlage gab es auch aus unserem Sektor anerkennenden Applaus.
Applaus gab es nach Schlusspfiff zur Verabschiedung auch für unsere 11, der man die fehlende offensive Durchschlagskraft in jeder Phase angesehn hat. Auch ein offensichtlich noch nicht ganz wiederhergestellter Yilmaz konnte nach seiner Einwechslung keine entscheidenden Akzente nach vorne setzen. Die Spieler bedankten sich auch noch direkt am Zaun und waren Enttäuscht wie wir, dass es nicht für mehr gereicht hat. Aber der Einsatz war nicht abzusprechen und gegen eine Heimstarke Austria kann man in der momentanen Verfassung nicht mehr erwarten.
Einzig ein Auswärtstor hätte man sich noch gewünscht, einen Torpogo, einmal völlig ausrasten. Eben genau so wie damals noch in der Bundesliga. Doch auch mit dem 2:0, ein Kreis schließt sich. War es damals vorläufig das Ende für beide Klubs und war es lange nur wehmütige Errinerung, ist es jetzt wieder Alltag, wenn auch sicher kein normaler Regionalliga Alltag. Es war von uns Bregenzern ein Zeichen an Restösterreich das es uns noch gibt, das auch die Kurve noch lebt. Vielleicht vom Tifo her nicht in der gleichen Quantität wie noch vor 6 Jahren, aber Qualitativ besser den je. Es war eine tolle Auswärtsfahrt, die keiner der dabei war missen hätte wollen. Und wir werden auch im nächsten Jahr wieder dabei sein, und dann am liebsten mit 3 Punkten im Gepäck wieder die Heimreise antreten!
So befinden wir uns nach den ersten 3 Spieltagen der Rückrunde also im Mittelfeld wieder. Nächste Woche kommt der FC Hard zum Bodenseederby in die Hauptstadt. Mit einem Sieg wird das Wort mit A wohl garnicht erst in den Mund genommen und mit einer soliden Leistung unseres Kollektivs und einem fitten Stürmer von Beginn an sollte das auch kein Problem darstellen.
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