Donnerstag, 18. August 2011

Übers Ziel hinausgeschossen... oder - Der reale Irrsinn!

Als Fan hat man heutzutage nicht gerade das leichteste Los gezogen. Was in den Medien in Championsleague Vorberichterstattungen als "südländische Stimmung" bezeichnet wird, stellt im österreichischen Liga Alltag sofort eine Ausschreitung und Ausübung von Gewalt dar. Schritt und Tritt vor, während und nach dem Spiel wird man gefilmt, und wenn mal irgendwas passiert stellen Medien und Öffentlichkeit dann lieber gleich einen ganzen Verein und all seine Fans an den Pranger anstatt die wirklich "Schuldigen". So geschehen am 6. August 2011 und in der Woche danach.

Wie reagiert man nun als Verein darauf, in dieser schwierigen Situation unter dem öffentlichen Druck und im Interesse seiner Sponsoren und Mitglieder.

Nun, 6 Tage nach dem "Vorfall" gabs vom Verein folgende Presseerklärung:

Wir, der Vorstand und die Spieler des Rivella SC Bregenz distanzieren uns mit aller Deutlichkeit von der kleinen Gruppe Randalierer, die einmal mehr versuchten, ein schönes Fußballfest für ihre Zwecke zu missbrauchen. Der Vorstand hat auf seiner gestrigen Sitzung als Konsequenz der Vorfälle des vergangenen Wochenendes einstimmig beschlossen, dass alle Personen, die aufgrund des vorhandenen Foto und Videomaterials ausgeforscht werden konnten, mit einem Stadionverbot belegt werden. Als weiteres Zeichen unserer Ablehnung der Vorkommnisse wird der Heimfansektor zumindest für die Herbstrunde komplett gesperrt bleiben. Chaoten sind existenzielle Bedrohung für jeden Sportverein



Der Rivella SC Bregenz ist die sportliche Heimat für über 300 Kinder und Jugendliche; auf unseren Heimspielen begrüßen wir regelmäßig zwischen 500 und 800 wahre Fans unseres Vereins. In den vergangenen sechs Jahren haben alle Beteiligten hart und viel daran gearbeitet, den Rivella SC Bregenz als wirtschaftlich gesunden, sportlich erfolgreichen Hauptstadtverein aufzubauen. Wir werden es nicht zulassen, dass ein kleiner Haufen unverbesserlicher Chaoten uns allen die Freude am Fußball nimmt. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie das Ansehen unseres Vereins derart beschädigt und die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer gefährdet wird.



Vernetzung und Zusammenarbeit mit allen Betroffenen



Wir möchten noch darauf hinweisen, dass es sich bei derartigen Vorfällen um ein Phänomen handelt, mit dem sich leider viele Fußballvereine im In- und Ausland befassen müssen. Wir werden künftig noch mehr versuchen, uns hier zu vernetzen, um gemeinsam mit Betroffenen und auch der Exekutive Lösungen zu finden.



Abschließend erlauben wir uns auch eine Kritik an der Form der Berichterstattung in den Vorarlberger Medien zu diesem Vorfall.

Mehrfach wurden in diesem Zusammenhang unrichtige Informationen veröffentlicht und generell in der Aufmachung der Eindruck erweckt, es habe sich hier um massive Ausschreitungen gehandelt. Wir bitten Sie ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich im Klaren darüber zu sein, welche Konsequenzen diese Form der Berichterstattung für die Betroffenen hat.

Wir stellen hiermit nochmals klar:



• Weder vor, während noch nach dem Spiel hat es im Stadion Ausschreitungen oder gewalttätige Vorfälle gegeben. Überhaupt hat es seit der Gründung des Rivella SC Bregenz keine Ausschreitungen im Stadion gegeben.



• Es kam nach dem Spiel zu keinen Ausschreitungen oder Schlägereien vor dem Stadion. Die Exekutive hat hier sehr schnell und professionell reagiert und die Chaoten an der Umsetzung ihrer gewalttätigen Pläne gehindert.



• Es gibt keine Anzeigen wegen strafrechtlicher Delikte; zwei Personen wurden kurzfristig wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt festgenommen – gegen 7 weitere Beteiligte gibt es Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und Verwaltungsübertretungen.



• Nach Auskunft der Polizei gab es keine Verletzten.



• Die genannten und gezeigten Personen sind keine Fans des Rivella SC Bregenz. Es handelt sich hier um eine Gruppe unverbesserlicher Randalierer, die das Cup Spiel als Anlass genommen haben.



• Im Vorfeld des Spiels fanden Gespräche mit Vertretern aller Gruppen statt, deren Ergebnis gemeinsam mit den Erfahrungen der vergangenen Monaten dazu geführt hat, dass wir uns entschieden haben, dieser Personengruppe den Zutritt zu Stadion zu gewähren. Wir mussten leider feststellen, dass den Versprechungen der Chaoten leider kein Glauben geschenkt werden kann.



• Zu keinem Zeitpunkt waren die Besucher des Spiels durch die Vorfälle gefährdet, es kamen auch keine unbeteiligten Personen zu Schaden.



• Gut 2.500 wahre Fußballfans, darunter zahlreiche Austria Lustenau Anhänger, sorgten bei diesem Spiel für eine tolle Stimmung.





Auch noch erwähnenswert der Text auf der Titelseite der Stadionpost. Nach einer Erzählung über die schlimmen Zustände in England in den 1980er Jahren, einer kurzen Erwähnung der Vorfälle beim Wiener Derby und dem Satz "wie damals in England sind Gesetzesverschärfungen und gleichzeitig auch die Ausweitung der Polizeigesetze gefordert. Auch ein grenzüberschreitender Informationsaustausch zwischen den Vereinen und Polizeistationen wird notwendig sein." heißt es darin in den beiden letzten Absätzen:

Der SC Bregenz hat sich und wird sich auch immer von jeglicher Art der Gewalt und Extremismus distanzieren. Als Konsequenz aus den Vorkommnissen erteilt der SC Bregenz allen an den Ausschreitungen beteiligten Personen ein dauerhaftes Stadionverbot.

Wir lassen uns "die schönste Nebensache der Welt" nicht kaputtmachen!

Wer, wie ich und der großteil des Rests des gemeinen Volks des Lesens mächtig ist fasst danach nochmal zusammen:
  • Der Verein hat die Schuldigen ausgeforscht und als eine "kleine Gruppe Randalierer" betitelt und gibt Ihnen als Folge dessen Stadionverbot. Diese kleine Gruppe stellt demnach den gesamten Fansektor, weil dieser auch vorerst bis zum Ende der Herbstsaison geschlossen bleibt.
  • Auch in der Stadionpost heißt es nochmal "allen an den Ausschreitungen beteiligten Personen". Waren alle an den Ausschreitungen beteiligt?
Jetzt wird es etwas kompliziert, denn:
  • Der Verein kritisiert abschließend die Medien, die den Eindruck erwecken es hätten "massive Ausschreitungen" stattgefunden. Medienhaus und Co haben damit auch die Konsequenzen für die "Betroffenen" zu verantworten. Dass hierbei auch die Fans "Betroffene" sind wird natürlich nicht bedacht, Opfer durch die Medien ist hier allein der Verein.
  • Der Verein stellt klar, dass im Stadion bei diesem Spiel und auch sonst "nie etwas vorgefallen ist" und dass es "zu keinen Schlägereien oder Ausschreitungen vor dem Stadion kam". Dann konnte also de facto auch niemand an Ausschreitungen beteiligt sein, wenn es doch keine gab?!
  • Der Verein stellt klar dass "Es keine Anzeigen wegen strafrechtlicher Delikte gab; zwei Personen wurden kurzfristig wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt festgenommen – gegen 7 weitere Beteiligte gibt es Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und Verwaltungsübertretungen" Mit 2 Rechtsexperten im Verein ist es komisch, dass Widerstand gegen die Staatsgewalt nicht als strafrechtliches Delikt genannt wird. Die Verwaltungsstrafen betreffen ausschließlich Pyrotechnik, die in geregelten Bahnen gezündet und auch zu keiner Spielunterbrechung oder Strafe für den Verein geführt hat. Abgesehen davon entspricht auch diese Aussage keinen "massiven Ausschreitungen" wie von den Medien präsentiert.
  • "Nach Auskunft der Polizei gab es keine Verletzten"
Soviel zu den Fakten, die uns der Verein präsentiert. Und was sind jetzt die wahren Schlüsse, die der Verein daraus zieht? Ganz logisch:

Stadionverbot für alle Fanklubmitglieder und Sympathisanten, egal ob beim Spiel bzw. danach anwesend oder abwesend!!!!
Klingt unlogisch? Nicht nur für euch!
Hier noch der Inhalt der dazugehörigen Email:



Hallo zusammen,
auf Grund Ihres aktiven Mitwirkens an den Ausschreitungen beim Samsung - Cup - Spiel gegen Austria Lustenau, machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch und verhängen gegen die Mitglieder und Sympathisanten Ihrer "Fanclubs" für alle Spiele und Veranstaltungen unseres Vereines ein Stadionverbot bis auf Widerruf.



Mit Ihrem inakzeptablen Verhalten haben Sie den Ruf des Rivella SC Bregenz massiv geschädigt.



Bei Missachtung des Stadionverbotes werden wir gegen Sie gerichtlich vorgehen.





Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass all die persönlichen Gespräche offensichtlich nicht gefruchtet haben, sodass wir auf Grund Ihres rufschädigenden Verhaltens diese Maßnahme ergreifen mussten.



Mit sportlichen Güßen





Rivella SC Bregenz
Vorstand

Tja, da ist man doch erstmal Baff.
 
Anstatt, wie übrigens erst seit Anfang der letzten Saison in Bregenz praktiziert, die wirklich Schuldigen mit Stadionverbot zu belegen, packt man wieder den Holzhammer aus und hofft auch die Richtigen "mit"zutreffen. Werden die 7 Personen mit Anzeigen ausgesperrt, hätte man es verstanden. Auch wenn man, angesichts des medialen Drucks, die knapp 25 Personen, die sich direkt nach der Verabschiedung der Mannschaft vors Stadion begeben haben und dann hinter einer Polizeikette "gröhlten und pöbelten" mit Stadionverboten belegt (wie auch vom Verein in den Presseerklärungen beschrieben) hätte man es zumindest hingenommen. Aber diese "Lösung" spottet jeder Beschreibung.

Stadionverbote sind allgemein keine wirkliche Lösung, aber bei großen Spielen mit vielen "Fremden" im Stadion, die weder die Szene Bregenz noch den Bregenzer Fussball in irgendeiner Art und Weise respektieren oder unterstützen und nur an etwas "Action" interessiert sind eine logische Konsequenz. Der Szene angehörige Stadionverbotler bekamen im letzten Jahr die Möglichkeit ihr handeln zu erklären und unter Umständen nach einem halben Jahr auf Bewährung zurück ins Stadion zu kommen, so setzte auch vorallem bei den jüngeren ein Lernprozess ein.

 
Die Vergangenheit zeigt, dass sich durch die pauschalen Strafen rein an Gewalt Interessierte mit dem Rest gemeinsam ungerecht behandelt fühlen, es wird nichts besser. Nach einem Jahr ist der mediale Druck verflogen, man kontrolliert und exekutiert das pauschale Verbot nicht mehr, alle sind wieder im Sektor und Keinen interessierts. Bis dann wieder etwas passiert...
 
 
Erwartete man auf Fanseite vom restlichen Bregenzer Publikum aufgrund der einseitigen Berichterstattung und der vom Verein verschwiegenen Totalaussperrung keine Solidarität wurde man sehr positiv überrascht. In Bregenz als Allesfahrer aber gleichzeitig als nicht an Gewalt Interessierter bekannt war die Verwunderung groß mich und andere vor den Stadiontoren zu erblicken. Da wurde der Kontakt gesucht, die wahre Geschichte erzählt. Auch die Mannschaft zeigte sich absolut solidarisch mit den Fans. Vor dem Spiel noch der Hinweis eines Vorstandsmitglieds, dass mein "Verhalten" auch mein Stadionverbot verlängern könnte. Freie Meinungsäusserung als Grund für ein Verbot wäre mal was Neues, zumindest in Österreich. Beim aufwärmen und während dem Spiel zeigte die Mannschaft immer wieder in unsere Richtung, doch nach dem Spiel wurde Ihr der Gang zu den Fans hinter der Absperrung von einem weiteren Vorstandsmitglied verweigert. Horrorgeschichten über den Verfasser dieser Zeilen wurden mit der Mannschaft geteilt, das Zeichen gegen Gewalt dürfte jetzt nicht von einer sich von (vermeindlichen) Gewalttätern verabschiedenden Mannschaft getrübt werden.

Nach dem Match weitere ungläubige Blicke. Eine Gruppe von Jugendtrainern und Fans stellte demonstrativ einige Stehtische vor das Stadiontor und tauschte sich mit den Ausgesperrten aus.

Jetzt darf sich jeder selbst eine Meinung bilden, Fakten wurden klargestellt bzw. die vom Vorstand aufgezählten Fakten und daraus resultierenden Verbote gegenübergestellt. Sie sitzen am längeren Hebel, können quasi machen was sie wollen. Die Wogen, die diese Entscheidung noch schlagen wird, könnten allerdings höher ausfallen als der Vorstand sich je hätte träumen lassen. Denn die Wahrheit kommt unterm Strich immer noch ans Licht.

NEIN zum Bregenzer Weg - gegen Pauschalisierung und Vorverurteilung von Fans!


Hoffen wir, dass dieses Vorgehen nicht zur neuen Mode des modernen Fussballs wird und die bereits vorhandene Repression auf ein neues Level anhebt.

Donnerstag, 11. August 2011

Die Derby Woche - und Ihre Folgen

Was war das nur für eine Woche... Eine Woche mit 3 Spielen, 3 Derbys, mit Hochs, mit Tiefs und mit einigen unschönen Szenen, die in der Medienlandschaft hohe Wogen geschlagen haben. Eines vorweg, Gewalt wird vom Schreiber dieser Zeilen grundsätzlich verurteilt. Es wird hier keine Entschuldigung für irgendeine Straftat geben, aber einige Hintergründe beleuchtet und von den Medien und der Polizei als Fakten präsentierte Meldungen relativiert.

Aber Eines nach dem Anderen. Am Beginn der letzten Woche stand der Auftakt in die heurige Regionalliga Saison. Zu Gast im Rahmen des traditionellen Städtederbys war der FC Dornbirn, offiziell mit ordentlich abgespecktem Kader, doch ein Blick auf eben diesen lässt diese Aussage etwas lächerlich dastehen. Ein Ribeiro, Thiago und Stanojevic spielen sicher nicht gratis in Dornbirn. Nach dem Konkurs der SpielbetriebsgesmbH und der gerade noch Rettung des Gesamtvereins, an der auch die aktiven Dornbirner Fans beteiligt waren, heißt es schon länger dass man in Zukunft kleinere Brötchen backen will. Hat dem "Bäcker" wohl noch keiner gesagt, man wird die Situation beim FCD im Auge behalten müssen. Sportlich war es Messestädter Effizienz gegen Festspielstädter bemühen. Wie so oft im Frühjahr fand man keinen Weg in den Strafraum, dumme Fehler im Aufbauspiel zeigten die teilweise noch fehlende Abstimmung und steigerten die Unsicherheit.

In der Halbzeitpause gabs dann auch die Auslosung des Trikotsponsors. Mit der Chance 1:100 hat es dann leider nicht sein sollen, da war unser Los - Glück mit der ÖFB Cup Auslosung wohl schon verbraucht. Auf diesem Weg gratulieren wir Frau Barbara Herold, die Ihren "Gewinn" einem Ihrer Sponsoren weitergab. Somit ziert unser neues Trikot der Schriftzug "Mary Rose" in Schwarz bzw. auf den schwarzen Auswärtsdressen in Weiß. Sehr dezent, und gut zum Trikot passend. Wenn schon notwendig, dann so.

Nach dem 0:3 Pausenstand spielte es Dornbirn clever runter und unsere Jungs konnten trotz besserer Chancen nichts zählbares mehr herausholen. Am Ende siegten die Dornbirner dank überragender Leistung von Ribeiro und Thiago und unserem Unvermögen und auch dem fehlenden Biss in den entscheidenden Phasen des Spiels, was wohl auch das negative "Highlight" des Saisonauftakts darstellte. Wenn man unserem Team eines im Frühjahr nie vorwerfen konnte war es die falsche Einstellung oder zu wenig Einsatz und Moral. Das musste besser werden.

Fantechnisch war es auf unserer Seite zu Beginn recht laut, viele bekannte Gesichter wollten sich den Saisonauftakt nicht entgehen lassen. Doch der Spielverlauf lies leider jede Art von Euphorie verfliegen, entsprechend mau auch der Support, der gegen Ende der 1. und über die 2. Hz nur noch sehr vereinzelt stattfand (Die Stimmung an der Bar soll allerdings sehr gut gewesen sein...). Positiv die geschlossene Verabschiedung der Mannschaft.
Die Dornbirner zahlenmäßig mit einem Ihrer schwächeren Auftritte, wohl auch dank der Urlaubszeit, aber, auch dank des Spielverlaufs, mit recht durchgehendem Support. Beim Rückspiel im Winter feiert dann die schwarz-weisse Hauptstadt auf der Birkenwiese!



Nur 4 Tage später das 2. Heimspiel und gleichzeitig 2. Derby in der noch jungen Saison. Nach dem enttäuschenden Auftakt war die Mannschaft gefordert die ersten Punkte nach Hause zu holen. Die Ex Spieler Umjenovic und Feuerstein auch recht motiviert vor dem Aufeinandertreffen gegen die alten Kollegen, ihre Übermotivation wurde vom Schiedsrichter allerdings mit 2 frühen gelben Karten (für Trikotziehen bzw. eine Schwalbe) etwas gebremst. Es war ein flottes Spiel. Chancen auf beiden Seiten, Yasar auf dem Weg zum Tor, wird dann aber im Strafraum fair vom Ball getrennt. Kurz darauf geht Umjenovic im Bregenzer Strafraum zu Boden, von unserem Blickwinkel hätte man Elfmeter geben können, der Schiedsrichter, der in dieser Situation sehr gut stand, entschied allerdings auf Schwalbe und zeigte dem Altacher gelb.

Bis zur Pause blieb es ein munteres und offenes Spiel. Im 2. Durchgang übernahmen unsere Schwarz-Weißen aber zunehmend das Ruder und es lief auf ein Duell Pekala gegen Fend hinaus. Der Oberländer Goalie zeigte eine tolle Leistung, die besten Einschussmöglichkeiten auf unserer Seite wurden aber auch nicht genutzt (z.B. Einsle der den Ball am leeren Tor vorbei "rutscht"). Am Ende war ein von Elvis Alibabic herausgeholter Elfmeter, den man wohl geben kann, der das Spiel verdientermaßen für entschied. Fend musste wegen Notbremse mit Rot runter. Pekala mit etwas Glück gegen den im Tor eingesprungenen Feldspieler verwandelt. Nach einer Reihe von Konterchancen versenkte dann Semih Yasar in unnachamlicher Manier das Leder eiskalt zum 2:0 im kurzen Eck. Unterm Strich ein verdienter Erfolg und damit ging es auch mit einem guten Gefühl in Richtung Samstag zum ersten Derby gegen die Lustenauer Austria seit 11 Jahren.

Allerdings war es fantechnisch einmal mehr sehr ernüchternd. Kaum durchgehender Support, aber wenigstens durchgehende Anwesenheit und zu keinem Zeitpunkt Pfiffe oder Ähnliches. Man war mit dem Kopf schon 3 Tage weiter.


Und die Vorbereitung für das Spiel lief bereits am Tag der Auslosung. Die endgültige Choreo wurde an den 2 letzten Tagen vorm Spiel von 3-7 Personen von allen Fangruppen gemeinsam erstellt. Am Spieltag selbst traf man sich bereits am frühen Nachmittag in der Stadt, um dann gemeinsam zum Stadion zu gehen. Im Stadion selbst wurde der Sektor schön beflaggt. Auch das Transparent der FG Sudden Death wurde von den wenigen verbliebenen Mitgliedern mal wieder aufgehängt. Machte ein schönes Bild. Kurz vor Spielbeginn waren knapp 80 Leute in der Kurve, 30-40 Aktive. Das Spruchband: "Wenn die Fassade zerbricht - erwacht der schlafende Riese" wurde aufgehängt und die erste Überziehfahne präsentiert. Darauf zu sehen eine Ziegelfassade, besudelt mit Lustenauer "Graffiti". Zum Einlauf der Mannschaften wurde diese "Fassade" heruntergerissen. Nun zu sehen das in Stein gemeisselte und aus der Ziegelwand brechende Schwarz-Weiß Bregenz Logo von vor dem Aufstieg in die Bundesliga. klappte alles Wunderbar und es war wohl eine der schönsten Überziehfahnen, die bisher in Bregenz zu sehen war. Nochmal ein Lob an alle Helfer, die Arbeit hat sich gelohnt. Der Support danach teilweise sehr gut, teilweise gab es Leerphasen. Aber das ist eben auch das Problem, wenn zu viele "Neue" auf einmal dabei sind, da schrumpft das Liederrepartoire leider. Doch unterm Strich war es eine gute Stimmung. Doch gerade in entscheidenden Momenten im Spiel, als uns die Mannschaft etwas mehr gebraucht hätte, gab es zu viele Anti Gesänge. Insgesamt machten Sie zwar nicht mal die Hälfte aus (und nicht wie in diversen Foren zu lesen mehr als 90%...), doch das Timing war oft falsch. Dennoch wurde die Mannschaft immer unterstützt und auch noch von allen geschlossen verabschiedet. In der Halbzeit auch noch eine kleine Choreographie mit Schwarzen und Weißen Folienfahnen und 2 Stoffbahnen inkl. einiger Pyrotechnik. Etwas (zu) langgezogen, allerdings ohne dass das Spiel hätte unterbrochen werden müssen oder auch nur irgendwas auf die Laufbahn flog. Auch nett das gemeinsam mit den Gästefans angestimmte "Pyrotechnik ist kein Verbrechen". Auch ohne weitere Unterstützung dieser Aktion von den Initiatoren des SK Rapid ist es schön zu sehen, dass der Großteil der aktiven Fans weiterhin verantwortungsvoll und sicher schöne Pyroshows in den Kurven dieses Landes zeigt.
Die Gäste selbst zahlenmäßig von unserer Sicht aus etwas enttäuschend Vertreten und aufgrund deren Position auf der Haupttribühne natürlich besser zu hören. Jedoch gab es auch dort durchgehenden Support zu sehen, wenn auch nur wenige Schwenkfahnen und keine Choreographie bzw. eine kleine Raucheinlage in der Pause. Da haben sich wohl die nächtlichen Ausflüge in unser Stadion nicht gelohnt meine Herren.

Soviel mal zum positiven an diesem Tag was das fantechnische angeht.

Sportlich kann man unseren Jungs auch keinen Vorwurf machen. Chancen waren da, doch allzu viele bekommt man gegen solche Gegner eben nicht. Alle zeigten 1919% Einsatz für Schwarz-Weiß, hinten wurden gegnerischen Angriffe mit vollem Körpereinsatz aufgehalten. Predi konnte sich das ein ums andere Mal beweisen. Speziell mit einem an den Pfosten gelenkten Kopfball unterstrich er einmal mehr seine Stellung als der beste Torhüter der Regionalliga West. Doch beim abgefälschten Schuss von der Strafraumgrenze war auch er machtlos. Die Lustenauer Austria ging in Führung. Bis in die Pause passierte nichtmehr viel. Auch nach dem Wechsel weiter Engagement, aber die Austria spielte es clever runter. Erst nach dem 2:0 kamen auch unsere Jungs wieder zu einigen Hochkarätern, doch zu einem (verdienten) Torerfolg kamen wir nicht. Stolz sind wir trotzdem auf die Spieler, und das zurecht. Es war sicher nicht das letzte Spiel gegen die grünen Luschis. Unverständlich der Spielbericht in den VN, in dem man als chancenloser Aussenseiter dargestellt wird. Man wollte wohl den Ton vom Lokalteil aufrecht erhalten.

Und damit kommen wir nun auch schon zu den negativen Seiten dieses Spiels und deren Auswirkungen. Die letzten 5 Minuten des Spiels im Fansektor waren sehr verzichtbar, ein Teil stellte sich provokant vor den Trennzaun, ein Teil setzte sich auf den Zaun, auch das Spruchband "Seid ihr bereit?" wurde präsentiert. Das war alles unnötig, teilweise lächerlich und genau das verhalten, dass den Lustenauern zuvor per Spruchband vorgeworfen wurde. Nach Schlusspfiff wartete noch alles auf die Mannschaft, was mit der vorgeworfenen totalen Gleichgültigkeit gegenüber Verein und Team nicht ganz zusammenpasst. Das war noch einmal Gänsehautstimmung für Mannschaft und Fans, ein sehr emotionaler Moment. Doch im Anschluss sah man nur noch den Großteil der in der Kurve Anwesenden in Richtung Ausgang laufen.


Draussen gab es dann laut übereinstimmenden Berichten (der Schreiber dieser Zeilen war zum Zeitpunkt der Ausschreitungen mit dem Zusammenräumen des Fanmaterials im Sektor beschäftigt) insgesamt einen verletzten Lustenauer Fan, zwei Festnahmen und 7 Anzeigen (Wobei ein Großteil dieser Anzeigen Verwaltungsstrafen wegen der Pyrotechnik im Stadion sind). Auf den auf www.vol.at veröffentlichten Videos sieht man die Verhaftung einer Person wegen Körperverletzung und ansonsten eine Gruppe von knapp 20 Personen die hinter einer Polizeikette gröhlt und provoziert. Wer sich jemals direkt nach einem Lustenauer Derby nach dem Spiel auf der Straße vor dem Stadion befunden hat oder nach einem Vorarlberger Derby in Altach in der Nähe des Gästesektors wird diese Szenen kennen (und dort meistens noch mit mehr Beteiligten).

Das macht das ganze natürlich nicht besser, allerdings gibt es darüber keinen Sonderbericht auf Vorarlberg heute und bis 4 Tage nach dem Spiel noch neue Artikel darüber aus dem Medienhaus. Durch diese Berichterstattung steht der Verein unter ernormen öffentlichen Druck, hat durch höhere Sicherheitskosten und weniger Attraktivität für Sponsoren auch finanzielle Einbußen. Wir sind genauso der Verein, leiden somit auch darunter. Noch mehr leidet man persönlich allerdings unter der pauschalisierenden Anklage an alle aktiven Fans, den Großaufnahmen, die während dem Spiel gemacht wurden und aus Mangel an Bildmaterial für die eigentliche "Schlagzeile" als eine Art "Identifikation der Täter" verwendet werden. Dieser Medienrummel errinert eben nochmal an die "Sonderstellung", die die Bregenzer Fans und speziell die Ultras bei den Vorarlberger Medien inne haben. Da wäre es natürlich auch eine Überlegung wert mit solchen öffentlichen Aktionen nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, auch wenn Jürgen Rupp bereits im ersten Interview erwähnt hat, dass ein Jahr lang nichts vorgefallen ist.

Doch war es auch nicht einfach eine grundlose Attacke an friedlichen Lustenauer Fans, es war eine Art Rache für einen Angriff von 10 Lustenauern auf 5 Bregenzer bei einem Spiel vor etwa einem halben Jahr bei dem auch mehrere Bregenzer verletzt wurden. Nochmal, diese ganze Gewalt, diese "Spielchen" sind nichts was ich in irgendeiner Art und Weise gut heiße oder verteidigen will. Diese Geschichte (die auch dem bereits interviewten Lustenauer Fanbeauftragten ein Begriff ist!) soll nur deutlich machen, dass auch die Lustenauer einer Deeskalation nach dem Spiel bereits lange voraus den Weg geebnet haben.

Was jetzt bleibt ist das rote Tuch für Verein und alle Fans in der Öffentlichkeit, und der damit verbundene finanzielle und Image Schaden. Die bei den Ausschreitungen verhafteten und angezeigten Personen werden Stadionverbot bekommen, dagegen gab es von Seiten der Fans auch nie Proteste. Allerdings sollte der Verein nicht genauso Pauschalisieren wie es die Medien tun, denn die Schlagzeilen von der vergangenen Woche sind spätestens nach dem Austria Salzburg Spiel vergessen, doch die Stadionverbote an Unschuldige bleiben. Wenn jetzt wieder pauschal verurteilt wird, solidarisieren sich die zu unrecht Ausgesperrten mit den wirklichen Übeltätern und es wird nichts besser.

Aktuell sind solche Artikel wie der meine, der nicht nur harte Strafe und Stadionverbote für alle fordert, in der Öffentlichkeit nicht allzu gefragt. Sie lesen sich nicht so spannend wenn man sich erst mal etwas mit den Hintergründen beschäftigt hat und die Emotionen direkt nach einem Fussballspiel ausser acht lässt. Doch ich muss keine Zeitung verkaufen oder "Klicks" sammeln. Ich muss keine gewöhnlichen Bregenz Fans aus dem grenznahen Ausland, die auch schon bei anderen Spielen anwesend waren, als Deutsche und Schweizer Hooligangruppen bezeichnen. Stellt sich vielleicht die Frage warum ich mir das überhaupt antue, immer noch den Kopf hin halte, und wenn man nach dem alten Spruch "mitgehangen, mitgefangen" geht, wohl auch selbst schuld bin.

Ich gebe nicht auf weil ich schon seit 11 Jahren Fan bin, weil der Verein ein Teil von mir ist und ich inzwischen auch ein Teil vom Verein bin. Weil ich trotz noch so widrigen Umständen immer versuche die Mannschaft nach vorne zu treiben und so viele Leute wie möglich motiviere sich mir anzuschließen. Ich versuche positive Akzente in das Ganze rein zu bringen, zusammen Choreographien, Auswärtsfahrten und Treffen zu organisieren, das Gemeinsamkeitsgefühl von allen Bregenzer Fans zu stärken. Das alles ist um einiges schwerer in solchen Momenten wie der letzten Woche, und auch die nächsten Wochen werden nicht einfacher. Aber spätestens morgen um diese Zeit, wenn unsere Jungs gerade in Saalfelden um Punkte kämpfen und ich nach mehrstündiger Fahrt am Platz stehe und sie mit viel Herzblut und Einsatz nach vorne Treibe, hinter dem Team stehe und unsere Stadt, seinen Verein und unsere Farben vertrete, weiss ich wieder warum ich das alles mache. Denn egal ob ich als Fan nur da sitze und mich beklage, bereits seit 30 Jahren Fan und bei jedem Heimspiel bin, 1b Spieler bin und zeitgleich wie die erste Mannschaft spielen muss, wie Rudi aus Saalfelden nur ein paar Auswärtsspiele und noch weniger Heimspiele pro Saison sehe, wie Marco von unserer Sektion Wien bei jeder Möglichkeit ein Spiel zu sehen durch ganz Österreich fahre, ob ich Jugendtrainer bin und weil ich selbst mit meiner Mannschaft Spiel habe keine Heimspiele sehen kann, oder seit 7 Jahren heim und auswärts überhaupt nicht mehr als 10 Spiele verpasst habe. Wir freuen uns über Siege, bedauern Niederlagen, begleiten unseren Verein in guten wie schlechten Zeiten. Wir alle sind Bregenz! Es geht um Zusammenhalt. Natürlich auch gegen Gewalt, aber vorallem für Bregenz! Weil ein "FÜR" immer stärker ist als ein "GEGEN"!

Die wirklich Schuldigen bestrafen - nicht Alle pauschal verurteilen!













Video folgt!