Freitag, 28. Oktober 2011

Zurück in die Vergangenheit


Warf man beim letzten Spiel gegen St. Johann einen genaueren Blick in die Stadionpost hatte man irgendwie ein dejá vue. Ein starkes Gefühl, dass man das alles doch schon mal gelesen bzw. gehört hat. Man liest vom Glauben an Trainer und Mannschaft und von Profifußball in Bregenz, und zwar in 3 Jahren.

Offiziell dem Trainer den Rücken zu stärken ist jetzt nichts Spezielles, das gibt es überall. Dass gleichzeitig im Hintergrund die Unruhe steigt ist auch nichts Ungewöhnliches. Aber in Wahrheit ein Ultimatum zu stellen, und gleichzeitig in der Stadionpost von Vertrauen zu hören, ist dann doch etwas sehr übertrieben. Mladen Posavec kann momentan zu Recht als die ärmste Sau - man entschuldige mir den Ausdruck - von Bregenz genannt werden. Spiele, die man dominiert aber nichts zählbares mitbringt, Fehler die sofort mit Gegentoren bestraft werden und Spiele die auf der Kippe stehen aber am Ende immer mit dem schlechteren Ende für uns ausgingen (obwohl man mehrmals nach Rückstand zurückgekommen ist, also die Moral stimmt) . So lässt sich kurz und knapp der bisherige Saisonverlauf beschreiben.

Wir sind nicht so schlecht wie es der Tabellenplatz aussagt. Die Liga ist verdammt nah beisammen. Aber natürlich, davon kann man sich alles nichts kaufen. Die Verunsicherung der Mannschaft steigt von Spiel zu Spiel, man hat gesehen dass es bis zum Ausgleichstreffer gegen St. Johann guten Fußball zu sehen gab, Chancen wurden herausgespielt. Nach dem Gegentor und dem Raunen das durchs Oval drang war die Mannschaft dann wie gelähmt. Dass allerdings bei den aktuellen Zuständen die Mannschaft überhaupt noch punktet, und das Trainerteam die Spieler fokussieren kann, ist bemerkenswert, denn wer ein bisschen hinter die Kulissen schaut erkennt schnell - sportlich haben wir momentan das kleinste Problem!

Wir können sehr froh sein, dass wir inzwischen einen guten Stamm an Spielern haben, ein Grundgerüst von dem unser Team lebt. Doch selbst der treuste Spieler sieht früher oder später, dass es bei seinem Herzensverein kein wirkliches Bestreben gibt weiter nach vorne bzw. nach oben zu kommen. Und da kommen wir zu Punkt 2. In 3 Jahren gehts in die 1. Division. 1 Obmann, 2 Trainer, 3 Saisonen und viele gekostete Nerven früher hieß es dasselbe. Und was hat sich seitdem getan? Wir haben ein neues Klubheim.

Nur zur Klarstellung, das neue Klubheim ist ein toller Treffpunkt und sehr wichtig für den gesamten Trainings- und Spielbetrieb unseres Vereins. Wichtig für die Jugend, die ja vor allem der Grund war unseren Klub neu zu gründen, zumindest offiziell. Apropos Jugend - haben Sie sich schon einmal mit den Spielereltern unserer U15, U17 oder 1b Spieler unterhalten? Da zeigt sich mitunter der wirkliche Stellenwert, der unser Verein der Jugend gibt. Speziell in der Kostenaufteilung was Ausrüstung und Reisekosten angeht, geht der Ungläubigkeitsfaktor ziemlich nach oben. Das Fernbleiben des gesamten Vorstands beim letztjährigen Finalsieg der U15 in der Vorarlberger Meisterschaft und der Auszeichnung unserer U17 für 1. Platz im oberen Playoff in Bludenz darf hier wohl nur noch als Tüpfchen auf dem i bezeichnet werden. Unser Cheftrainer war übrigens anwesend.

Aber zurück zum Ziel Aufstieg - inwiefern ist es jetzt realistischer in 3 Jahren oben zu sein als vor 3 Jahren, abgesehen davon, dass Rivella noch den gesamten Hauptsponsor Beitrag bezahlt hat und jetzt nur noch die Hälfte. Sagen wir, das Team landet nach einem unglaublichen Lauf in der Rückrunde auf dem ersten Platz (Die Lizenzfrage lassen wir jetzt mal außen vor). Wie bitte soll ein Aufstieg finanziert werden? Wie schauts finanziell überhaupt aktuell aus?  , das erfährt man ja als zahlendes Mitglied, wie ich eines bin, normalerweise in der JHV, nur haben wir leider schon seit 2. März 2009 keine Jahreshauptversammlung mehr gehabt. Aber wenigstens haben wir eine gute Vereinsführung, halt! Führung? Obmann? Ach ja, das ist ja auch schon wieder mehr als ein Jahr her.

De facto sind die Aussichten auf Profifußball in 3 Jahren um einiges schlechter als damals. Aber sportlich ist die Mannschaft von der Basis her im Moment sehr gut aufgestellt. Mit Verstärkungen in der Offensive (wie von Posavec schon vor der Saison gefordert aber nicht erfüllt) werden wir noch einige Spiele in dieser Saison gewinnen. Laut Stadionpost müssen diese Spieler natürlich ins Konzept passen. Dass unsere aktuellen Spieler nach und nach erkennen dass es in der Vereinsführung kein Konzept gibt ist ein anderes Thema. Aber ja, so langsam wachen die 3-400, die immer noch regelmäßig ins Stadion kommen, auf. Wir alle sind der Verein, wir alle sind Bregenz. Und Bregenz ist weit mehr als die Resultate auf dem Rasen. Und in der momentanen Lage werden diese leider immer mehr zur Nebensächlichkeit. (Und das sagt jemand, der in den letzten 7 Jahren nicht mehr als 10 Spiele verpasst hat, egal ob heim oder auswärts und ob Test- oder Pflichtspiel. Das hat sicher nichts mit Gleichgültigkeit zu tun!) Das schlimmste was man jetzt tun könnte, ist weiterhin nichts zu tun. Spätestens seit dem tragischen und unerwarteten Tod von Wolfgang Glatz (nochmals Beileid an Familie und Freunde) stagniert unser Verein. Er war der Letzte, der wirklich etwas vorangetrieben hat. Offiziell ist alles in Ordnung, doch wenn die ersten Leistungsträger den Verein verlassen um in Dornbirn, Feldkirch, Eschen oder bei Altachs Amateuren ihre Schuhe zu schnüren, Vereine die auf lange Sicht überhaupt keine Aussicht haben sich im Profifußball zu etablieren, wird schon die nächste populistische Aussendung über vol.at und Stadionpost verbreitet. Alles in Ordnung, in 3 Jahren gibts Profifußball. Ja, im TV im neuen Klubheim...

AUFWACHEN BREGENZERINNEN UND BREGENZER!


PS: Diese Zustände sind unteranderem der Grund, das die Fantransparente aktuell Heim und Auswärts aus Protest verkehrt herum hängen, nicht die sportliche Situation.