Freitag, 2. März 2012

Die Jahreshauptversammlung - Eine Basis wurde geschaffen, doch noch nicht mehr!

Lange haben wir gewartet, nun war sie also da. Wir stehen am Tag Jahreshauptversammlung +2. Zuerst muss ich sagen, dass ich mich relativ schnell wieder an die vorangegangenen JHV`s erinnerte. Die letzte war noch als "Rekord" bezeichnet worden, dank der Geschwindigkeit in der sie abgewickelt wurde. Nun, dieses Jahr war Nicolas Stieger der Zeremonienmeister, wenn man so will. Stieger, seines Zeichens Vorsitzender des Kuratoriums und schon seit längerem bekannt durch seine Anwaltskanzlei, die den ganzen Absturz von Schwarz-Weiß Bregenz durch gewisse Aufdeckungen so wirklich ins Rollen brachte(Allerdings war der Absturz so oder so unvermeidlich), war nicht daran interessiert während den Tagesordnungspunkten 1 bis 15 auch nur die geringste Diskussion aufkeimen zu lassen. Bevor man sich zu so eben präsentierte Punkte seine Gedanken gemacht hatte, wurde bereits nach Gegenstimmen und Enthaltungen gefragt. Die von uns eingebrachten Fragen wurden im Rahmen einiger Berichte sehr kurz angeschnitten, trotzdem blieben die meisten Fragen unbeantwortet.

Die Ausführungen und Berichte der einzelnen Vorstände brachten aber auch so die ein oder andere interessante Information zu Tage. Bestimmendes Thema war vor allem das unerwartete Ableben von Wolfgang Glatz. Sichtlich noch immer gezeichnet und bewegt von den damaligen Ereignissen versuchte Jürgen Rupp die Schock starre in dieser Zeit in Worte zu fassen. In den Blogs wurde oft genug angesprochen, dass ohne Wolfgang Glatz nichts mehr vorwärts geht, und genau so war es auch - und das ist jetzt nicht als Vorwurf gemeint. Die Bilanzen der Saisonen 2008/09 und 2009/10 zeigten beide einen Verlust, der die erzielten Gewinne nach der Neugründung und dem Durchmarsch in die Regionalliga praktisch wett machten. So wurden die Ausgaben für die Kampfmannschaft um 30-40% gesenkt, auch wenn ein Teil dieser Einsparungen auf dem schlechteren sportlichen Abschneiden und damit wegfallenden Punkteprämien anzurechnen ist. Bei den Ausgaben in den Jahren stechen unter dem Punkt "Sonstiges" Gerichtskosten für den Streit ums alte Klubheim heraus. Ist schon interessant wie man auf der einen Seite dem Verein auf diesem Weg Geld aus der Tasche zieht und auf der anderen Geld für einen Kunstrasenplatz fordert. Na vielen Dank Herr Sportstadtrat Ritsch.

Außerdem wurde von den anstehenden Verhandlungen mit Rivella, die einen Einstieg in den Profifußball nach wie vor nicht unterstützen bzw. begleiten, berichtet. Von Verhandlungen mit anderen, neuen Hauptsponsoren wurde nichts bekannt. Wie in diesem Fall blieb der Vorstand auch bei der Aussicht auf die zukünftige finanzielle Planung und die Machbarkeit eines Aufstiegs eigentlich alles schuldig. Doch die Reduzierung der Kosten und Konsolidierung des Vereins nach 2 negativen Jahren war wichtig und ist geschafft. Betont wurde auch der von uns angesprochene "Aufstieg nicht um jeden Preis". Eine wichtige und richtige Entwicklung, nachdem in den letzten Presseberichten wenig davon zu hören war.

Im Rahmen der Wahl des Kuratoriums gab es höchstens mit Dominik Schatzmann eine Überraschung. Neben einigen Bregenzer Wirtschaftstreibenden und Gastronomen sticht er als junge Kraft heraus, die sich hoffentlich entsprechend, auch mit neuen Ideen, einbringen kann. Der Bericht des Kuratoriums war geprägt von der Information über Austritte aus persönlichen Gründen und den Sitzungen in jedem Quartal, und natürlich auch von der schwierigen Zeit in den letzten Jahren(menschlich, finanziell). Informationen über Ergebnisse im Bereich Sponsorenakquirierung wurden leider nicht mitgeteilt.

Die Änderung der Statuten brachte unerwarteter weise sogar eine geringe Anhebung der Demokratie in unserem Verein. War zuerst nur der direkt von den Mitgliedern gewählte Beirat im Stande das Kuratorium zu wählen, das wiederum den Vorstand wählt, so kommt in Zukunft dem Beirat nur noch eine beratende Funktion zu. Die Mitglieder können selbst Vorschläge zur Kuratoriumszusammenstellung(mindestens 3 Namen) einbringen. Die weiteren Veränderungen betreffen vor allem Bestimmungen beim (freiwilligen) Austreten aus dem Vorstand oder dem Kuratorium. Ein Obmann kann in Zukunft aus seiner Position erst freiwillig austreten, wenn ein Nachfolger gefunden wurde. Apropos austreten, Harald Petermichl bekleidet nun, neben seiner beratenden Funktion nach seinem Rücktritt als Obmann, nun auch wieder offiziell ein Amt als Rechnungsprüfer unseres Vereins. Ob nun auch wieder ein Wort zum Montag oder vielleicht doch eine (persönliche Ab-)Rechnung zum Montag präsentiert wird ist allerdings noch unklar.

Nun aber zur großen "Bombe" des Abends. Der neue Obmann. Einige Namen kursierten im Raum, schon vorher wurde bekannt, dass Pascal Pletsch, Sohn von Vorstandsmitglied Werner Pletsch im Vorstand aufgenommen wird. Die Frage, welcher der bestehenden Vorstände den Posten übernimmt bestimmte die Diskussion vor der Sitzung. Doch dann, zur Überraschung so ziemlich aller Anwesenden, wurde eben Pascal Pletsch, Jahrgang 1977, vom Kuratorium einstimmig zum neuen Obmann gewählt. Der erste Gedanke, der mir beim Gang des neuen "Chefs" in Richtung Podium kam war - Strohmann. Laut Website waren seine bisherigen Aufgaben in unserem Verein ein Posten im Beirat in Sachen Wirtschafts- und Organisationsfragen, außerdem war er Beauftragter für Mitgliederservice und Saisonkarten. Natürlich, er ist jung, er ist ehrgeizig. Und er hat seine Ziele in der Ansprache klar formuliert. Natürlich auch einmal mehr der Aufstieg, aber auch einmal mehr "nicht um jeden Preis", nur "wirtschaftlich fundiert". Nach der JHV ist das Wichtigste die ausgefüllte Position, die klar verteilten Aufgaben und eben diese Basis auf der man zukünftige Ziele angehen will/kann. Dass man diesen Schritt schon viel früher hätte machen können, um einerseits Jürgen Rupp zu entlasten und andererseits den öffentlichen Druck zu senken und Ruhe in den Verein zu bringen, ist offensichtlich. Sollte sich kurzfristig ein (Bregenzer) Unternehmer finden, der mit gutem Konzept und dem Willen in den Bregenzer Fußball zu investieren ohne ihn seines Wesens und seiner Identität zu bestehlen bereit ist den Posten des Obmanns zu übernehmen wird Pascal sicher nicht allzu lange seinen Posten ausfüllen. Bis dahin kann aber in Ruhe gearbeitet werden und vielleicht der Aufstieg auch ohne von Einzelpersonen abhängig zu sein realisiert werden. So gesehen ein Szenario, von dem viele von uns Träumen.


Unter dem Punkt Allfälliges kam es dann zuerst zu den Reden des Bregenzer Bürgermeisters Markus Linhart und dem VFV Präsidenten Horst Lumper. Ersterer war natürlich voll des Lobes, dass der Verein sich wieder eine Basis geschaffen hat und zeichnete in bewegender Art und Weise die Vorgänge bei der Neugründung noch genauer als zuvor nach um die Bedeutung von Wolfgang Glatz für diesen Verein, damals und noch heute, einmal mehr und richtigerweise, hervorzuheben. Nur die Erwähnung der "SC'ler", so ungewohnt und nicht gebräuchlich, kam ihm dann doch ein paar Mal zu oft über die Lippen. Die Stadt Bregenz hält sich im übrigens aus der „Unbenennungsfrage“ komplett raus, das sei Sache des Vereins. In Sachen Kunstrasenplatz wird sich in den nächsten Jahren wohl nichts tun können.

VFV Präsident Horst Lumper startete mit einer Nachricht, die uns alle erst mal ziemlich schockte. Der Tiroler Fußballverband wird die Regionalliga auflösen, und somit werden die letzten Jahre im noch bestehenden Format einen noch größeren Kampf um den Relegationsplatz in Gang setzen. Er mahnte den Vorstand keine wirtschaftlichen Schritte zu setzen ohne an diese sportliche Situation zu denken. Es waren Worte, an die auch wir Fans gut anschließen konnten.

So als ob wir unsere Fragen nie eingebracht hätten wurde von Nicolas Stieger das Mikrofon für etwaige Wortmeldungen zur Verfügung gestellt. Bevor er den Satz beendet hatte bewegten wir uns zugegebenermaßen leicht genervt und verständlicherweise angespannt in Richtung Podium und nahmen das Mikrofon entgegen. Nach kurzer Begrüßung und unserem Bedauern, dass unsere Fragen, die wir aus gutem Grund so früh eingebracht hatten, nicht bereits in den jeweiligen Themengebieten behandelt wurden sondern jetzt auf diesem Weg am Ende der Sitzung nochmal gestellt werden müssen, bezog sich unsere erste Frage auf den (auch an diesem Abend) vielzitierten Weg, den man nun in Richtung Profifußball gehen will. Wie dieser Weg denn nun aussieht und ob auch der Vorstand diesen Weg, in Form einer hauptamtlichen Ausübung Ihrer Posten, mit geht. Nicolas Stieger bedankte sich erst mal für die von uns eingebrachten Fragen, die dann doch jeder gelesen und die man diskutiert hatte und er lobte unser Engagement. Außerdem sei ein Großteil der gestellten Fragen bereits im Laufe der Berichte beantwortet worden. Die Antwort auf die direkte Frage nach dem Weg: "Der Plan für den Aufstieg steht", aber für tiefgreifende Erklärung fehlt jetzt die Zeit. Nächste Frage unsererseits, dass, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen nicht geschaffen werden können, man dies auch bitte offen kommunizieren soll. Eben weil auf diesem Weg auch die Erwartungshaltung und entsprechend der Frust der Anhänger steigt. In Folge dessen hat uns Herr Stieger zu einem Gespräch in den nächsten 14 Tagen eingeladen, in dem alle offenen Fragen behandelt werden sollen. Dem stimmten wir zu. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die Ergebnisse dieses Gesprächs anschließend auch für alle Mitglieder und Fans publik gemacht werden und mit der Bitte, dass sich der Vorstand zu einer jährlichen JHV verpflichtet (steht allerdings bereits so in den Statuten, wurde aber über ein Schlupfloch im Vereinsgesetz übergangen)und es in Zukunft nie wieder zu einer solchen Informationsarmut kommen zu lassen.


In dieser schwierigen Situation, in der bereits das Essen kurz vor der Ausgabe stand und die Unruhe im Saal stieg konnten wir einfach nicht auf die sofortige Beantwortung aller Fragen bestehen, und eine öffentliche Diskussion ist in dieser Hinsicht auf jeden Fall ein Erfolg. Direkt nach dem offiziellen Ende der JHV kam Nicolas Stieger zu uns und berichtete, ohne Intention unsererseits, auch über die Rückbenennung des Vereins spätestens bei der nächsten Jahreshauptversammlung, allerdings sei eine Änderung bereits zum Saisonwechsel mit späterer Aufnahme in die Statuten denkbar. Während der JHV war für diese Frage leider keine Zeit mehr, auch aufgrund der Gefahr, dass man im doch breiteren Rahmen einer JHV als Traditionalist und Nachtrauerer nicht ernst genommen wird. Diese Frage wird aber sicher in Rahmen des Gesprächs nochmal gestellt werden um auch ein offizielles Bekenntnis zur Rückbenennung zu erhalten.

Im Anschluss kam man noch mit einigen Vorstandsmitgliedern ins Gespräch und unterm Strich erkannte man die gemeinsame Zielsetzung und die gemeinsamen Probleme, nur dass die fehlenden Informationen beide Seiten gegeneinander immer mehr aufwiegelten. So wie viele von uns die ewigen Aufstiegspressemeldungen und Stadionverbote getroffen hatten so trafen auch die Verantwortlichen die "Vorstand raus" Rufe und die Spruchbänder, deren Inhalt ankam. In Sachen pauschale Stadionverbote gab es auch Fortschritte zu vermelden. So kann jeder, den das pauschale Stadionverbot getroffen hat(also alle Fanklubmitglieder und Sympathisanten), beim Vorstand nachfragen ob ein Stadionverbot ausgesprochen wurde und wenn ja, warum. Es gibt größtenteils Fotos von den Betroffenen und wer sich nichts zu Schulden hat kommen lassen wird auch ins Stadion kommen. Auch diese Problematik hat sich durch die fehlende Kommunikation ergeben - so ergibt sich nach der JHV eine Haupterkenntnis: Anstatt anzunehmen was der Andere für Absichten hat und bereits vorher abzustempeln sollte in Zukunft die ehrliche Kommunikation im Vordergrund stehen - von beiden Seiten. So erspart man sich neben Konfrontation und steigender Anspannung auch Strafen, Verbote und einen Protest.

Sollte die Besprechung in den nächsten 14 Tagen zufriedenstellend ablaufen, die Mitglieder und Fans darüber entsprechend informiert werden und erste Stadionverbote gezielt für Einzelpersonen begründet werden wird auch ein Ende des Protests angedacht. Allerdings ist bis jetzt noch nichts passiert. Der Vorstand hat sich selbst eine Basis geschaffen von der er arbeiten kann. Wir haben jetzt mit Vorstand und Kuratorium eine Gesprächsbasis geschaffen auf der offene Fragen behandelt werden. Nicht mehr. Erst die Ergebnisse werden zeigen in welche Richtung es geht bzw. wie klar und ehrlich diese Richtung auch den Anhängern erläutert wird.


Dies alles ändert natürlich auch nichts an unserer kritischen, hinterfragenden Grundeinstellung - aus dem einfachen Grund, dass ein Verein auch von kritischen Stimmen lebt, so Diskussionen gefördert werden und auf diesem Weg fragen gestellt werden, die sich die Verantwortlichen sonst nicht stellen. Um einmal mehr den Capo des Commando Ultras Marseille zu zitieren "Wir sind die Wächter des Verein" - und diese Rolle werden wir auch weiterhin einnehmen.

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